Diane Schöler, die Frau mit einer einzigartigen Karriere

"Es begann alles mit einem unerwarteten Weihnachtsgeschenk. Wir waren damals 14 Jahre alt, und das Geschenk, das wir uns am meisten gewünscht hätten, war ein Fahrrad. Aber unser Daddy gab uns beiden jeweils einen Tischtennisschläger: ‚Damit ihr nicht zu übermütig werdet', wie er sagte."

Mit diesen Zeilen beginnt ein "Unsere Story" überschriebenes Kapitel in einem Buch, das die beiden Autorinnen schon Mitte der Fünfziger Jahre vorlegten - nach dem zweiten Gewinn der Weltmeisterschaft im Doppel. Der Titel: "The Twins' on Table Tennis". Als solche gelten die beiden noch heute: als d i e Zwillinge im Tischtennis, Diane und Rosalind Rowe.

Doch ehe die beiden ihre Erfolgsserie rund um den Globus starteten, reagierten sie erst einmal verärgert: Sie schlugen den Ball über den Eßtisch, trafen "das Sideboard und andere Möbel. Mum sah schon gebrochene Töpferware vor sich, und Daddy überlegte, ob er wirklich das Richtige geschenkt habe."

Doch es dauerte nicht lange, und die beiden Mädchen fanden Spaß an diesem Spiel, bezwangen rasch alle Jugendlichen aus der Nachbarschaft - und hatten, nachdem sie einem Klub im westlichen London beigetreten waren, das Glück, den noch immer erfolgreichsten aller Tischtennisspieler als Trainer zu bekommen. Victor Barna. Der 21-malige Weltmeister prägte den Weg der beiden Sportlerinnen entscheidend.

Lange, lange ist es her.

In einem Interview sagte die inzwischen wieder in Düsseldorf wohnende Diane Schöler einmal, ihre Schwester sei immer besser gewesen als sie selbst; und sie fügte hinzu: "Doch die schönsten Erfolge haben wir gemeinsam erzielt." Was die Erfolge angeht, so ist sie "kein Typ, der alles im Gedächnis hat." Da muß dann schon ein Statistiker helfen, wobei es nahezu unmöglich erscheint, alle im Laufe einer über dreißigjährigen Karriere gewonnenen Titel und Plaketten zu ermitteln.

Lassen wir es also bei den von ihr zwischen 1951 und 1972 gewonnenen WM- und EM-Medaillen bewenden: bei Weltmeisterschaften waren es 20, bei Europameisterschaften immerhin 14, darunter auch vier Goldene. Die letzten Meriten erwarb sie sich, nach ihrer Heirat 1966 mit Eberhard Schöler, als Mitglied der Delegation des DTTB. Am selben Tag wie ihr Ehemann, am 27. April 1973, bestritt sie auch ihr letztes (von insgesamt 70) Länderspielen für den Deutschen Tischtennis-Bund: gegen China in Hamburg.

In der Bundesliga freilich blieb das Schnittspiel der Linkshänderin Diane noch lange gefährlich. Erst als sie 47 war, nahm sie - "nicht mehr spielen, aber aktiv bleiben" - Abschied von Leistungssport. Als Trainerin aber, als Damenwartin des Westdeutschen Tischtennis-Verbandes, blieb sie noch viele Jahre tätig. Inzwischen steht sie an der Spitze einer weltweit anerkannten Gemeinschaft, der einst auch Victor Barna präsidiert hatte, des Swaythling Club International.