Konrad Freundorfer hat über Jahrzehnte das deutsche Tischtennis geprägt

Es war einer der vielen tragischen Unglücksfälle, die sich in München ereignen und deren Ursache niemals so recht aufgeklärt werden können. Der Kalender zeigte den 7. Mai 1988 an, und später sollte als Zeitpunkt für den Unfall in der Tagespresse stehen: In den Morgenstunden. Das Opfer war auf einem Fahrrad unterwegs, 51 Jahre alt, lebensfroh und vital wie stets. Als Konrad Freundorfer einige Tage später zur letzten Ruhe gebettet wurde, da waren nicht nur seine Frau und sein Sohn am Grab - zur Trauergemeinde gehörten Menschen aus allen Teilen der Bundesrepublik. Manch einer erinnerte sich noch an jenen Satz des Knirpses, der zu Beginn seines sportlichen Tuns zwar selbst kaum über den Tisch schauen konnte, dennoch aber schon sehr früh fragte: "Wo kann ich denn hier gegen den Deutschen Meister spielen?"

Die Chancen hierzu sollte sich beim MTV 1879 schon sehr bald bieten - und wie der stets fröhliche, oft verschmitzt mit dem Publikum kokettierende Bursche diese nutzte, das verblüffte und begeisterte auch jene, die in den kommenden Jahren zu seinen Konkurrenten wurden. Wie etwa Berni Vossebein, dem es bislang als einzigem Deutschen gelang, als Spieler, Trainer und Betreuer mehr als 50 Nationale Deutsche Meisterschaften zu erleben - in Folge! Als Fünfzehnjähriger bestritt Konny, den Vossebein als "das größtes Talent, das ich in diesem Alter jemals gesehen habe" bezeichnet, sein erstes Länderspiel bei den Herren - und Berni erzählte nach seiner Rückkehr seinen Freunden: "Der wird uns bei den nächsten Meisterschaften sechs bis acht Punkte Vorsprung geben." Vossebein sollte mit dieser Prognose durchaus Recht behalten.

Die Liste der Erfolge, vornehmlich im nationalen Bereich, ist so lang, wie nur bei wenigen anderen. Allein 18 Jahre wurde Freundorfer in der Rangliste des DTTB geführt; die Hälfte der Zeit als Nummer 1. Nicht weniger als 102 offizielle Länderspiele bestritt er; und wäre er, den der Rundfunk- und TV-Reporter Charly Brauns als "Künstler" bezeichnet, "dessen absolute Lust am Spiel oft in Verspieltheit mündete", manchmal etwas kompromissbereiter gewesen, es hätten noch einige mehr werden können. Noch einmal Brauns über den Linkshänder: "Seine Sucht, auf eine Finesse, auf einen Trick immer noch eins draufzusetzen, hat ihm manchen Streich gespielt" - und ihn, der viele Internationale Titel als Jugendlicher gewonnen hatte, als Solisten nur eine einzige Medaille bei Europameisterschaften der Herren (1960: Bronze im Einzel) erobern lassen.

Dennoch: "Sein Spiel war in jeder Phase des Ballwechsels fast ausschließlich geprägt von der Intuition, nicht in ein taktisches oder technisches Konzept eingezwängt. Er setzte blitzartig, mit enormer körperlicher Beweglichkeit ausgestattet, seine spontanen Einfälle in überfallartige Angriffsschläge um - oft aus Lagen, für die es keine Lehrmeinung gibt, ja, die als ausgesprochen falsch gelten". Und Rudi Gruber, der frühere Sportwart des DTTB und Ehrenpräsident des Bayerischen TTV, ergänzte seine Aussage: "Da war ein Autodidakt in Aktion, der abweichend von der Lehrweisheit seine Erfolgschancen suchte und fand" - und wenn man ihm in den Satzpausen Ratschläge geben wollte, "bis zum Beginn des nächsten Satzes hatte er diese schon längst vergessen".

Konny Freundorfer freilich wird niemals in Vergessenheit geraten. Wie hat es doch Charly Brauns einmal formuliert? "Er hat mit seiner Virtuosität, der stets auch mehr als nur ein Hauch von Glamour und Show innewohnte, Millionen begeistert und fasziniert, Junge und Alte, Tischtennisstars und Gelegenheitsgucker. Mit seiner unglaublichen Leichtigkeit und der Phantasiefülle hat er unseren Sport in Deutschland populär gemacht."