Hans Wilhelm Gäb - ein Glücksfall für das deutsche Tischtennis

Es war eine Idee, die Schule machte - und mit der er, bei etwa 20 000 verkauften Brettern pro Jahr, sein Studium finanzierten konnte; ein Studium übrigens der Jurisprudenz und der Philologie an den Universitäten Köln und Bonn. Pro Schläger erhielt Hans Wilhelm Gäb damals eine Mark - und das summierte sich auf dem Konto eines jungen Mannes, dessen Eltern nicht zu den Wohlhabenden gezählt werden konnten. Was man mit (s)einem guten Namen machen kann: Der spätere Journalist, PR-Fachmann und Topmanager in der Automobilbranche hat dies einige Jahre später, als er für einen großen Konzern das Sportsponsoring kultivierte, auf besondere Weise deutlich gemacht. Die Beträge freilich, um die es dann handelte, als Verträge mit einigen ausgewählten Mega-Stars und Spitzenmannschaften abgeschlossen wurden, bewegten sich in anderen Dimensionen: Da ging es (nahezu) stets nur noch um Millionen.

Wie bei vielen, so wurde auch sein Interesse am Tischtennis am heimischen Wohnzimmertisch geweckt. Irgendwann muß dann auch bei ihm einmal der Gedanke gereift sein, Deutscher Meister zu werden, vielleicht auch Nationalspieler. Beides hat er geschafft: Gäb vertrat Deutschland bei Welt- und Europameisterschaften, er gewann nationale Titel im Doppel und im Mixed sowie mit der Mannschaft - aber nie im Einzel. Einmal nur gelangte er in die Nähe eines Endspiels in diesem Königswettbewerb: Auf der anderen Seite des Tisches aber stand dann ein Könner wie Erich Arndt... "Lerne anständig zu verlieren und in Bescheidenheit zu gewinnen": Es ist noch heute seine Botschaft, die er gerne Jüngeren vermitteln möchte.

An die gemeinsamen Anfangsjahre in Düsseldorf erinnert sich gerne auch noch sein engster Freund. Beide gehörten damals konkurrierenden Vereinen an: "Zuerst habe ich ihm sechsmal gratulieren müssen, dann aber nie mehr gegen Eberhard verloren." Zusammen wurden Gäb und Schöler Deutsche Hochschulmeister im Doppel; sie führten, nachdem der eine den Wechsel vollzogen hatte, ihren Club auf den Weg zum Olymp: und sie bemühen sich, seit zwei Jahrzehnten bereits dem Tischtennis zu jener besseren Reputation - auch in der Öffentlichkeit - zu verhelfen, der diesem Sport gebührt. Dabei sahen sich beide, nicht zuletzt in Auseinandersetzungen mit Bundesliga-Vertretern, oft verbalen Attacken ausgesetzt, die andere schon längst zur Aufgabe gebracht hätten.

Viele erachten Hans Wilhelm Gäb als einen "Glücksfall für das deutsche Tischtennis". Weshalb dies, beschreibt Hans-Reinhard Scheu, Chefreporter des Südwestrundfunks (SWR), so: "Da ist erstens der Spieler, der ehrgeizig, erfolgreich, aber nicht unbedingt begnadet alle Freuden, Chancen und Grenzen des (Leistungs-) Sports selbst erfuhr. Da ist der Funktionär, der im Herzen immer Spieler geblieben ist und bei dem dank dieser Nähe und Glaubwürdigkeit, Kreativität und Engagement nahezu alles funktionierte, was er mit seinen Mitstreichern anpackte. Und da gibt es den integeren Menschen: Realist mit Visionen, Perfektionist mit dem Gespür fürs Machbare, Kämpfer mit der Fähigkeit, dem Gegenüber die Hand zu reichen."

Einst war Gäb auch als Nachfolger Willi Daumes im Internationalen Olympischen Komitee im Gespräch. Bis eine schwere Erkrankung sein Leben bedrohte.