Jörg Roßkopf

Es war ein Mittwoch, im Mai vor 33 Jahren: Daran kann sich Mutter Roßkopf noch gut erinnern. Und es war 08:32 Uhr, als sie ihren zweiten Sohn Jörg das erste Mal sah: im Rochus-Krankenhaus der hessischen Stadt Dieburg und "nach einer ganz normalen Geburt, die nur drei Stunden gedauert hat." Ganz normal verlief auch das weitere Leben des Jungen, zumindest in den ersten Jahren. Grundschule, Realschule, später dann, nachdem sich abzeichnete, daß er als Berufssportler ausreichend Geld verdienen würde, das Deutsche Tischtenniszentrum - fernab des Elternhauses. Da flossen freilich schon keine Tränen mehr. Als er neun Jahre alt war - "ein guter Schüler, immer hilfsbereit, der sich viel mit Ausländerkindern befaßt hat", betonen noch heute seine Lehrer -, unterzeichnete sein Vater bereits den ersten Vertrag mit JOOLA-Firmenchef Michael Bachtler. Es war dies der Beginn einer engen Verbindung, die noch heute besteht.

Zwei Jahre später schon erreichte ihn die erste Einladung zu einem Lehrgang des nationalen Verbandes - in Osnabrück. Verständlich, daß seine Mutter offen bekennt, sie habe da schon "sehr viel Angst" gehabt. Wiederum nur zwei Jahre danach spielte er schon in der zweithöchsten deutschen Liga; und 1986 stand er bereits erstmals bei einer kontinentalen Meisterschaft ganz oben auf dem Podest - bei der Jugend zwar, aber schon mit jenem Partner, mit dem er am 08. April 1989 vor 10.000 Zuschauer auch Weltmeister werden konnte. Zu den Gratulanten gehörte auch der damalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Antonio Samaranch.

Der 19-Jährige Jörg versprach, ebenso wie sein Freund, Steffen Fetzner man werde "nicht abheben, auch wenn wir uns derzeit auf Wolke sieben befinden." Schließlich habe man noch einige Ziele. Diese fast alle zu erreichen, war ihm, trotz mancher Verletzung in den letzten Jahren, vergönnt: Er wurde Europameister, im Einzel (1992) wie im Doppel (an der Seite von Vladimir Samsonov), gewann olympische Medaillen, den World Cup, mit seinem Club sechsmal den Europapokal - und viele nationale wie internationale Titel dazu.

Apropos Club: Diesem gehörte er seit 1986 mehr als ein Jahrzehnt an. Inzwischen kehrte Rossi wieder nach Hessen zurück und spielt hier zusammen mit seinem Nachfolger als Europameister, Timo Boll, für Gönnern. Treue auch im Sport ist für ihn, seit Kindertagen christlich geprägt, nie zu einem Fremdwort geworden. Und daß er, inzwischen selbst Vater von zwei Töchtern, noch immer anderen hilft, belegt sein keineswegs selbstverständliches soziales Engagement.

Mehr als ein Jahrzehnt wurde er unter den Top 20 der Weltrangliste geführt, im Jahr 1998 sogar als Nummer 4.