Peter Stellwag

Schon als Jugendlicher hat Peter Stellwag oft geträumt, sich fest umrissene Ziele gesetzt - und die meisten auch erreicht. Zwischen 1975 und 1986 wurde er für fünf Welt- und sieben Europameisterschaften nominiert; er bestritt 121 offizielle Länderspiele für den DTTB, startete bei zwei Europe Top 12-Turnieren, gewann ebenso oft mit seinem Klub den Europapokal der Landesmeister, wurde viermal Deutscher Meister im Herren-Einzel.
Als Berufswunsch gab er stets den des Zahnarztes an - und schon seit einem Jahrzehnt praktiziert der heute 46 Jahre alte Schwabe in Böblingen. Schließlich wollte er auch viel von der Welt sehen - und allein durch den Sport machte er Station in zahllosen Ländern aller Kontinente, bis auf einen: Australien.
Es gibt einiges, das ihm stets verhaßt war: Rollen gehören dazu, in die man ihn zwingen wollte; oder Aufgaben, die er übernehmen sollte und die seiner Individualität keinen Freiraum mehr lassen würden; aber auch Menschen, die sich, wie er meinte, allzu sehr an Klischees gebunden hatten - und dazu beitrugen, ein, wie er überzeugt war, falsches Bild seiner Person zu vermitteln. Daß er dabei vor allem an Journalisten dachte: Er verhehlt es nicht.

Einst wurde Porsche-Liebhaber Peter, entdeckt und gefördert von dem unvergessenen Hasse Alser, zu einem der Lieblingskinder der (Sport-) Nation. Wer so begabt war wie er, dazu attraktiv in der Erscheinung, charmant und redegewandt, der weckt einfach Erwartungen - und diese können durchaus zu einer Belastung werden . Für viele, so kritisiert er noch heute, seien seine Siege - und er hat in seiner Glanzzeit alle Europäer von Rang geschlagen - eine Selbstverständlichkeit gewesen. "Aber wehe, wenn ich dann einmal einen schwachen Tag hatte..." Oft kämpfte er mehr mit sich als mit seinem Gegner, mit der aufkommenden Resignation, dem Frust, wie es einmal Bundestrainer Istvan Korpa formulierte, der die DTTB-Herren im Jahre 1980 in das legendäre EM-Endspiel gegen die Schweden geführt hatte, das damals von der ARD bis in die zweite Stunde des neuen Tages live im Fernsehen übertragen wurde. Und nicht selten scheiterte er dann. Seine typischen Handbewegungen in solchen Momenten deuteten dies zumeist bereits an...

Aber, so ist er sich noch heute sicher, keiner hätte ihm nachsagen können, daß er in einem wichtigen Mannschaftskampf nicht immer versucht habe, sein Bestes zu geben. Natürlich denkt der Rechtshänder, der sein Spielsystem mit "Allround bis kontrolliert offensiv" beschreibt, dabei vor allem an jenes Berner Finale, als er beim 4 : 5 die Schweden Ulf Thorsell, Ulf Carlsson und Stellan Bengtsson bezwang, aber auch an die beiden Europapokal-Triumphe über Vasutas Budapest und Borussia Düsseldorf in den Jahren 1982 und 1983.

Noch heute spielt er, der stets als ein "Mann mit Ideen" galt, in der Regionalliga. Stellwag legte schon während der Weltmeisterschaften 1983 in Tokio, damals zusammen mit dem Schweizer Thomas Busin, "aus Sorge um die Attraktivität des Tischtennis" eine von 200 Spitzenspielern aus 30 Ländern unterschriebene Petition vor. Gefordert wurden Änderungen im Zusammenhang mit Aufschlag und Material. Zwei Jahrzehnte später hat sich auch auf diesen Gebieten einiges bewegt.