Wiebke Hendriksen: erfolgreiche Spielerin der 70er Jahre

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Zeit, in der auch in Deutschland gerne ein Mixed gespielt wurde - gerne und manchmal auch wirklich gut. Es waren meist die Männer, die spöttelten und von "einem Herren-Einzel mit Damen-Behinderung" sprachen; und für viele war klar, dass, wenn einmal Medaillen oder gar Titel gewonnen wurden, auch international, es die Männer waren, die den entscheidenden Anteil daran hatten.

Dies freilich war nicht immer so - auch nicht bei jenem bislang größten Erfolg, den Deutsche auf europäischer Ebene in diesem Wettbewerb errangen. "Ich möchte Wilfried Lieck wirklich nicht zu nahe treten", kommentierte damals Winfried Stöckmann, " aber dass er sich mit diesem Titel schmücken kann, verdankt er in erster Linie seiner Partnerin."

Diese nämlich holte in jenem Finale gegen die Ungarn Tibor Klampar und Gabriella Szabo zur Überraschung aller "die entscheidenden Punkte" - und Lieckel bestätigt dies noch heute ohne Umschweife. Und sie, die 89 offizielle Einsätze absolvierte, spricht gerne darüber, wie "ich immer wieder aus der Defensive heraus attackiert habe, wie ich geschupft und geschupft und geschupft und dann plötzlich angegriffen habe, aus dem Handgelenk heraus, mit Vor- und Rückhand - aber ohne Topspin, denn den hatte ich ja nie gelernt." Das war 1978, in Duisburg.

Vor etwas mehr als 40 Jahren hat Wiebke Hendriksen mit Tischtennis begonnen, angeregt durch ihre Brüder Sven-Holger und Hinrich, die in dem Apotheker-Haushalt einen eigenen TT-Tisch hatten - in deren Schlafzimmer, dicht bei den Betten. "Damals sollte in dem Verein, dem ich im übrigen noch immer angehöre, eine Mädchen-Mannschaft aufgebaut werden. Dies interessierte auch mich." Trainiert wurde sie seinerzeit von Gisela und Seppl Kück; später wurde sie dann von Verbandstrainer Dr. Bela Simon betreut. Dies galt im übrigen auch für ihren jüngeren Bruder Hermann, dem seinerzeit gleichfalls eine vielversprechende Laufbahn vorausgesagt wurde. Doch was seine Schwester, die an einer Grundschule unterrichtet ("Nach vielen Jahren auch im Haupt- und im Realschulbereich"), seit langem in ihrer Freizeit betreibt, hat er sich als Beruf gewählt: Hermann trainiert Tennisspieler jeden Alters.

Doch zurück zu Wiebke, die schon in dem Jahr, in welchem sie Deutsche Meisterin im Mädchen-Einzel wurde, in das Europameisterschafts-Aufgebot des DTTB berufen wurde - und aus Lyon mit einer (Mannschafts-) Goldmedaille zurückkehrte. Ein Jahr später, 1969, war sie dann auch erstmals bei einer Weltmeisterschaft dabei; vier weitere Teilnahmen sollten folgen. Wiebke wurde Zweite bei einem Europe Top 12-Turnier, freute sich 1973 über den ersten (von insgesamt drei) nationalen Titel im Damen-Einzel und führte fünf Jahre die Rangliste des DTTB an. Dass ihr Klub zweimal den Europäischen Messestädte-Pokal gewann sowie jeweils einmal auch die Deutsche Mannschafts- und die Deutsche Pokalmeisterschaft: Es war nicht zuletzt auch ihr zu verdanken.
Tischtennis hat ihrem Leben viel gegeben; und als "nachhaltig" bezeichnet sie nicht zuletzt die Reisen in den fernen Osten "zu einer Zeit, als dies nur für wenige Deutsche möglich war". Kontakte zum Sport in China waren lange Zeit unterbunden; und so waren es, wie so häufig in der Sportgeschichte, die deutschen Tischtennisspieler, die im Dezember 1972 erstmals zu einer dreiwöchigen China-Tournee nach Peking, Kanton und Shanghai starteten, die damals auch von offiziellen Stellen als "die spektakulärste Reise einer deutschen Sportdelegation" bezeichnet wurde.

Es waren freilich nicht nur die rein sportlichen Ereignisse - mit Begegnungen, denen bis zu 18.000 Zuschauer beiwohnten -, ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihr jener Spaziergang auf der Chinesischen Mauer. "Wir wurden damals in Wattemäntel gehüllt, unsere Begleiter aber hatten nur ihre ganz normalen Anzüge an. Dass diese nicht froren, erstaunte uns alle. Wie das möglich sei, wollten wir wissen. Die Antwort: "Autogenes Training!"